Single In Berlin 2013 (Column for Mitteschön Magazine)

I wrote a column for the current sex issue of Berlin-based Mitteschön Magazine about my and some friends’ experiences with being single in Berlin, here it is – in German :)

Schau mir in die Augen, Großer!“

Berlin gilt als die Single-Hochburg Deutschlands.

Laut statistischem Bundesamt lebt jeder dritte Berliner in einem Ein-Personen-Haushalt.

Auf die Einwohnerzahl umgerechnet sind das über 1 Million alleinstehender Menschen.

Viele von ihnen sind jung und auf der Suche nach unverbindlichen Abenteuern.

Doch was ist dran am Singledasein 2013, was macht uns glücklich, was befriedigt und was frustriert?

Eine (Selbst)Beobachtung.

Als ich mich in meinem Freundeskreis zum Thema Singlesein in Berlin umhöre, fällt auffallend oft der immer selbe Vergleich : Die Stadt sei wie ein Süßigkeitenladen.

Soll heissen: Das Angebot an potentiellen Sexpartnern ist riesig, es herrscht eine große Offenheit und Berlin flirtet was das Zeug hält. So beschreibt ein Freund von mir seine erste Feststellung nach dem Umzug hierher:„Man sieht sich in die Augen. Ob auf der Straße, in Bars oder Clubs. Wo in anderen Städten bei einem kurzen Aufeinandertreffen der Blicke verschämt zur Seite geschaut wird (auch von mir), halten viele Berliner den Blick, lächeln. Das hat schon fast eine südländische Verspieltheit, die so gar nicht zum Rest Deutschlands passen will.“

Ein anderer zieht sein Résumé: „Single in Berlin zu sein war aufregender als ich es mir je hätte vorstellen können. Die 2 Jahre kann ich frohen Hauptes in die aufregendste Zeit meines Lebens einordnen!“

Wird wirklich dauernd und überall gebaggert und gefummelt? Ja.

Klingt fantastisch, doch was ist mit den Schattenseiten des Singledaseins?

Eine Freundin bringt es auf den Punkt: „Ich fand es größtenteils schon super, wenn man gerne Single ist, (…) wenn man unglücklicher Single ist, ist das wahrscheinlich in jeder Stadt gleich Scheiße, weil man sich nach was sehnt, was man nicht hat aber will.“

Doch wie genau kann man sich das vorstellen, wird wirklich dauernd und überall gebaggert und gefummelt? Ja. Während meiner letzten Single-Phase von fast 2 Jahren habe ich die Erfahrung gemacht, dass alles geht aber jeder seine eigenen Regeln aufstellen sollte, orientiert daran was gut tut und gefällt. Manche setzen auf Internet-Dating, andere kommen gleich in der Club-Toilette zur Sache, andere pflegen polyamore Affären mit diversen Fuck-Buddies oder drehen ihre privaten Pornos.

Wichtig ist, dass der/die Gegenüber mit den Regeln vertraut und einverstanden ist.

Manche übertreiben allerdings mit ihrer Absicherungspolitik, so geriet eine Freundin kürzlich an einen Typen, der sie noch vor dem Geschlechtsverkehr (zu dem es dann auch aufgrund dessen sowieso nicht mehr kam) fragte: „Du willst eh auch keine Beziehung oder so?“ Da sie kein militanter Gegner jeglicher fester Bindung ist, entgegnete sie, sie würde das niemals von vornherein ausschliessen, zog sich ihr Höschen wieder an und fuhr nach Hause.

Auf mich wirkt das Verhalten dieses Mannes schon etwas traumatisiert, so als wolle jede Frau gleich heiraten und eine Familie gründen.

Sex ist ein Spiel und sexuelle Anziehung kann durch zu viele Regeln und Ansagen so schnell verpuffen wie ein Babypups.

Einige Männer werden jetzt entgegnen: „Wieso, er wollte nur klipp und klar sagen was Sache ist!“

Damit wäre er nicht alleine, das tun viele Berliner Single-Männer (und Frauen) überdeutlich, wer im Süßigkeitenladen naschen will, sollte sich ein dickes emotionales Fell zulegen, sonst wird aus Lust schnell Frust.

Ich gebe zu, ich bin ein verwöhntes Mädchen. Ich hatte nie Probleme einen attraktiven Flirt zu finden und auch wenn ich mich auf reine One-Night-Stands einließ, bevorzugte ich immer Affären, nicht nur weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass der Sex besser wird wenn Wiederholungen stattfinden, sondern auch, weil ich, wenn ich jemanden heiß finde, Lust habe mehrmals mit ihm zu schlafen. In Wien und München gab es keinen Mann, der sich nicht mehr gemeldet hätte, außer er befand sich in einer Beziehung, aber selbst das hat viele nicht abgehalten.

In Berlin wurde mir, im Vergleich dazu, oft ein Strich durch die Rechnung gemacht. Männer kamen gar nicht auf die Idee nach meiner Nummer zu fragen, verliessen fluchtartig die noch warmen Laken oder sagten mir klipp und klar, dass sie an einem vorsätzlichen Wiedersehen nicht interessiert seien („Ich plane so etwas nicht!“).

Wenn der Süßigkeitenladen zum Fast Food Restaurant wird

Auch geschah es, dass ich im Club nach betrunkenem knutschen und einem „Ich geh mal kurz an die Bar“ einfach stehen gelassen wurde und aus der Ferne sah, dass der Typ mich gegen ein 20jähriges Model ausgetauscht hatte. Hat man da kein gefestigtes Selbstwertgefühl, können solche Erfahrungen sehr verletzen. Es wird einem vor Augen geführt wie austauschbar man offensichtlich ist, eine Süßigkeit von vielen in einer einladenden Auslage.

Kommt etwas noch Leckereres um die Ecke, ist man schnell Gebäck von gestern. Zum halben Preis.

Dann wird aus dem Süßigkeitenladen schnell ein Fast Food Restaurant, in dem die Gäste zu faul und schlecht erzogen sind ihre leeren Tabletts zu dem dafür vorgesehenen Servierwagen zu bringen.

Ich lege Wert auf Manieren und finde man sollte diese auch bei einer flüchtigen sexuellen Begegnung nie vergessen. Nur weil man es schmutzig mit jemandem treibt, bedeutet das nicht, dass man ihn davor oder danach wie den letzten Dreck behandeln darf.

Ordentlich Hallo und Tschüss sagen, sich nicht ignorieren wenn man sich zufällig wieder trifft, ein Glas Wasser anbieten, ein bisschen Smalltalk oder gar die berühmte Tasse Kaffee gehören für mich dazu.

Das ist so, wie wenn man auf die Toilette geht und nicht runterspült, einfachste soziale Grundregel, die man im Kindergartenalter erlernt. Könnte man meinen.

Ein Bekannter bringt es auf den Punkt: „Die große Kunst ist es nicht in die Versuchung zu verfallen, Menschen zu konsumieren bzw. Vampir der Gefühle zu werden. Man kann mit der Zeit abstumpfen, borniert werden, zynisch auch.Es soll für beide Spaß sein, und so lange man auch ehrlich mit den Situationen sich und seinem Gegenüber umgeht, ist auch alles, wirklich alles erlaubt, was Spaß und Vergnügen bereitet.“

Abstumpfung ist das Eine, was es zu vermeiden gilt, vielleicht liegt es aber daran, dass viele Singles Angst davor haben zu freundlich und somit zu verbindlich zu sein, weil sie keine falschen Hoffnungen bei ihrem Gegenüber wecken wollen, schlechtes Benehmen als Vorsichtsmaßnahme. Oder weil wir in unserer Gesellschaft keinen allgemein gültigen Verhaltenskodex für solche Situationen haben, kaum ein Vater nimmt seinen Sohn zur Seite und sagt: „Wenn du einen One-Night-Stand hast, musst du nicht nur immer ein Kondom verwenden, sondern der Dame auch am nächsten Morgen einen Kaffee oder eine Aspirin anbieten oder ihr zumindest unaufgefordert den Weg zur nächsten U-Bahn-Haltestelle erklären.“

Schade eigentlich.

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