Kräuterfreunde/ Kolumne Vegan World

Für die Vegan World schreibe ich seit Kurzem die Kolumne Sophias vegane Welt.

Ihr bekommt die Printausgabe gratis in vielen Biosupermärkten und Reformhäusern oder online.

In der aktuellen Ausgabe dreht sich alles um Kräuter - hier mein Text dazu.

Sophias vegane Welt

Kräuter sind ein bisschen wie gute alte Freunde, die man eine Zeit lang nicht gesehen hat:

Man hat vielleicht vergessen, dass alles immer ein bisschen besser ist wenn sie dabei sind und dann nimmt man sich vor sie unbedingt stärker in sein Leben zu integrieren.
Das Gute: Kräuter muss man nicht mal regelmäßig anrufen, damit sie nicht eingeschnappt sind - man kann sie einfach auf dem Fensterbrett selbst anbauen, nur das gießen sollte man nicht vergessen…

 Egal ob „weiche“ Kräuter wie Petersilie oder Basilikum oder „harte“ wie Rosmarin oder Salbei, ich liebe sie alle und alle haben bei mir ihr ganz persönliches Einsatzgebiet.

Sie besitzen nicht nur vielfältige Heilwirkungen, sondern öffnen auch die Sinne, stärken uns, beruhigen uns oder machen uns wacher. Sie können alles.

 Etwa bin ich starke Verfechterin eines exzessiven Petersilie-Einsatzes.

In Deutschland führt Petersilie immer noch ein Schattendasein als trauriges Deko-Blättchen auf frittierten Schnitzelbrocken. Völlig zu Unrecht. In der türkischen und arabischen Küche ist Petersilie eine Grundzutat, weshalb mein türkischer Supermarkt sie auch in enormen Bündeln verkauft – im Gegensatz zu den Mini-Portiönchen, die man in deutschen Supermärkten bekommt.

Wenn man das Bündel in eine angefeuchtetes Küchentuch wickelt und im Gemüsefach lagert, hält es bis zu 2 Wochen frisch und wird definitiv aufgebraucht. Petersilie hat einen enormen Vitamin-C-Gehalt, stärkt somit das Immunsystem und beruhigt den Magen-Darm-Trakt.

Ob in Suppen, Curries, Pesto, Salaten, oder auf Stullen – aber immer erst ganz zum Schluss dazu geben, sonst verkocht Sie und wird traurig und grau.

 Natürlich kann man Kräuter nicht nur essen, sondern auch trinken oder beides zusammen. Ich trinke im der kalten Jahreszeit kaum etwas anderes als Kräutertee und weil ich immer eine Kanne in der Küche herumstehen habe, wandert dieser auch gerne mal in mein Essen. Gerade Suppen und Eintöpfe werden dadurch geschmacklich abgerundet (Am Besten – und zusätzlich verdauungsfördernd: Fencheltee). Letztens habe ich sogar meine Kräuterpflanzen im Büro mit Kräutertee gegossen, weil ich zu faul war in die Küche zu gehen und Wasser zu holen – bis jetzt haben Sie sich nicht beschwert, aber zu diesem Experiment fehlen mir noch die Langzeitstudien…

 Fantastisch und empfehlenswert ist auch das Räuchern mit Kräutern.

Nicht im Sinne von Speisen räuchern, sondern die eigene Bude.

Ja, ein bisschen Esoterik muss sein- egal ob man dabei mit Schutzengeln spricht oder einfach nur die Wirkung genießt.

Ich empfehle hierfür getrockneten Salbei.

Eine erdnussgroße Menge auf eine feuerfeste Unterlage geben, anzünden und glimmen lassen.

Den Rauch durch auf- und abschreiten überall im Raum verteilen. Genießen.

Grundsätzlich geht es bei diesen Räucherritualen um Reinigung, Neutralisierung, Entspannung.

Ich mache das immer Abends bevor ich ins Bett gehe, lasse den Tag Revue passieren, streife negative Schwingungen ab, lüfte anschliessend noch kurz um dann entspannt einzuschlafen wie ein Baby.

 Eine weitere schöne Möglichkeit Kräutern immer wieder Aufmerksamkeit zu schenken, ist sich welche von Reisen mitzubringen oder mitbringen zu lassen. So hat man einen persönlichen Bezug, wird sensibilisiert für die Flora/ Küche des jeweiligen Landes und kann das Ganze auch als sozialen Akt zelebrieren.

 So habe ich fantastischen Rosmarin, den ich zu Ostern in Südfrankreich im Garten der Eltern einer Freundin gepflückt habe, herrlichen Oregano in dicken Dolden, den es in Portugal auf dem wöchentlichen Bauernmarkt gab und unfassbar intensiven Salbei, den mir Freunde aus Kreta mitgebracht haben. Er wurde bei Vollmond gepflückt, vielleicht ist das das Geheimnis seiner Intensität, vielleicht auch einfach die kretische Sonne. Meinen Kräutertee und auch Kräutersalze sind Mitbringsel eines Kräuter-Hofes in den Südtiroler Bergen – bei jedem Schluck Tee denke ich schmunzelnd an den wunderschönen Sommerurlaub dort…

 Schon mehrere Male durften Kräuter auch bei meinen Dinner-Abenden die Hauptrolle spielen, egal ob traditionell in Großmutters Kräutersuppe mit viel Kerbel und Liebstöckel oder fancy in einer cremigen Erdbeer-Basilikum-Eis auf Cashew-Basis. Der Vollmond-Salbei fand Gesellschaft in Form von hausgemachten Gnocchi, dreierlei Kirsch-Tomaten, Olivenöl und frischem Tellicherry-Pfeffer.

 Auch Brot mit Kräutern ist eine feine Sache und deshalb möchte ich euch noch ein schnelles Rezept mit auf den Weg geben, das an grauen Winterwochenenden für knusprig-wohlige Stimmung am Frühstückstisch sorgen wird.

 Schnelle Kräuterbrötchen :

Backofen auf 190 Grad Ober/Unterhitze vorheizen.

Einen Würfel Hefe in einer großen Rührschüssel zerbröseln. Zwei Esslöffel Zuckerrüben- oder Agavensirup dazu geben und unter Rühren die Hefe komplett auflösen. Drei Teelöffel Kräutersalz dazu geben und 3 Teelöffel getrocknete Kräuter (z.B. Kräuter der Provence oder ähnliche Mischungen, ich nehme zu gleichen Teilen Thymian vom eigenen Balkon, Oregano aus Portugal, Rosmarin aus der Provence und den berüchtigten Salbei aus Kreta). 200 ml Wasser darunter rühren.

Dann 220 g Weizen-Vollkornmehl dazu geben und mit einem großen Löffel zu einem fluffigen, leicht feuchten Hefeteig verarbeiten. Er muss nicht gehen, kann sofort in den Ofen. Mit einem Eiskugelformer oder großen Löffel portionsweise Minibrötchen formen und auf ein mit Backpapier belegtes Backblech geben. 20 Minuten backen bis die Brötchen dick und knusprig sind. Für zusätzliche Krustigkeit noch nach 10 Minuten Backzeit mit einem Pinsel mit Wasser bestreichen.

 In diesem Sinne: Guten Appetit.

 Und immer dran denken:

 Altbekannte Kräuter gerne mal neu/ ungewohnt einsetzen und neue Kräuter ausprobieren, entdecken, pflanzen, mitbringen.

 Denn ein Leben ohne Kräuter ist wie Liebe machen ohne Körperkontakt. Geht gar nicht…



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