The Extraodinary and Joyful Rise of Sophia Brown - Das erste Kapitel (auf deutsch)

Gestern habe ich es via Facebook versprochen und da meine Mama gesagt hat, dass man sein Wort immer halten muss (naja, ausser es geht um Herzensangelegenheiten oder anderen Quatsch), kredenze ich euch hier den Anfang meiner Biografie, vollkommen unredigiert und hingekotzt, voilá:

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Wie die Zucht so die Frucht

Mein Leben ist ein bunter Blumenstrauß. Wilde Wiesenblumen aber auch Extravagantes mit dabei wie Lilien, Gladiolen und Orchideen. Es ist schön einen Blumenstrauß zu bekommen, da sagt man: Danke. Weil man sich selbst viel zu selten einen kauft. Ich kann mich nicht beschweren.

 Ich bin ein Versöhnungskind. Mein Vater war ein ganz Schlimmer. Es hat meine Mutter mehr als einmal beschissen. Ich komme mehr nach meinem Vater, aber dazu später mehr.

Meine Mutter vergab ihm. Sie nahm ihn zurück wie man so schön sagt. Das passiert ja recht oft im Allgemeinen. Mein Bruder fand das gar nicht gut. Ich glaube er hat einen massiven Ödipus-Komplex. Er wollte von meiner Mama verlangen, dass sie sich scheiden lässt. Was macht sie? Sie lässt also meinen Papa wieder reinkriechen und ein Kind machen. Mein Bruder war extrem angepisst, erstmal weil Mama Papa verziehen hat und weil er es eklig fand, dass sie überhaupt noch Sex haben. Das wollte er sich gar nicht vorstellen, er war 14. Und was macht die olle Sophia? Kommt nach dem errechneten Geburtstermin auf die Welt, viel zu spät und dann genau an seinem 15. Geburtstag, musste er den auch noch teilen. Unser Verhältnis stand von Anfang an unter keinem guten Stern! Vorraussetzung dies alles hier aufzuschreiben ist, dass es um meinen Blumenstrauß geht, ich kann nur erzählen wie mein Leben verlaufen ist, es tut mir leid wenn seines nicht so blumig ist.

Also irgendwie kam ich dann doch auf die Welt. In Gräfelfing. Das ist nur etwa 1 km von der Stadtgrenze Münchens entfernt. Das weiss ich deshalb so genau, weil wir das in der Grundschule mal abgelaufen sind mit einem Maßband um zu lernen wie lang bzw. weit ein Kilometer ist. Eine Straße, die direkt durch den Wald führt, mündet in Gräfelfing. Das ist da wo die Bonzen wohnen. So haben meine Eltern immer gesagt. Auf jeden Fall bin ich da zur Welt gekommen, weil meine Mutter mich von einem Bonzen-Arzt entbinden ließ, der dort eine Klinik hatte.

Seine Zwillingstöchter haben am selben Tag Geburtstag, deshalb musste er dauernd zwischen dem Nobelitaliener und den Wehen meiner Mutter pendeln. Und ich hab jetzt nicht München in meinem Pass stehen, sondern Gräfelfing. Erstens muss man das immer und überall buchstabieren und zweitens denken die Leute, die den Ort kennen, ich sei ein Bonzenkind. Gar nicht wahr.

Was bewägt einen dazu mit zarten 31 Jahren das eigene Leben niederzuschreiben?

Vermutlich die Tatsache, dass man das erste Mal an einem Punkt angelangt ist, an dem man sich etwas alt fühlt. Was nicht einfacher wird durch die Tatsache, dass man eine Affäre mit einem 19jährigen anfängt. Oder merkt, dass man noch Klamotten aus den 1990er Jahren im Schrank hängen hat, die jetzt wieder total angesagt sind.

Möchte ich einfach nicht erwachsen werden?

Ist es das?

Wer möchte das schon. Ich möchte wieder den Rausch erleben. Den Rausch wenn man als Kind stundenlang spielt und die Zeit vergisst. Den Rausch wenn man 15 Stunden an einem Bild malt und vergisst zu essen oder aufs Klo zu gehen. Vorsätzlich in den Skianzug pinkelt weil man lieber noch 10 Minuten weiterspielen möchte bevor die Mama einen abholt.

Wenn man auf der Bühne steht und ein Konzert spielt und merkt, dass alle dir Aufmerksamkeit schenken, sobald du den kleinen Finger bewegst. Geht es wirklich nur um Aufmerksamkeit?

Oder ist es irrelevant sich darüber zu viele Gedanken zu machen? Wahrscheinlich.

 Zurück zur Ausgangssituation. Da war ich also. Eine Frohnatur, ein Clownskind mit Tiefgang, der sich in Untertassen-großen, grünen Augen widerspiegelte. Oft wird bestritten, dass Kinder sich an ihre früheste Zeit auf Erden erinnern können, was ich heftigst bestreiten muss. Ich habe massive frühkindliche Erinnerungen, die mir mein Gehirn nicht nur vorflunkert, weil mein Vater alles was ich tat und anfasste bis ins kleinste Detail fotografisch dokumentierte.

Als ich der Sprache mächtig war, sagte ich einmal zu meinen lieben Eltern: „ Und dann bin ich da so rumgeflogen und dann hab ich mir euch ausgesucht!“ was natürlich ihren halbesoterischen Glauben an die Wiedergeburt und die umher fleuchenden Seelen stark nährte. Was ich selbst davon halte? Naja, ich habs gut erwischt, hab mich wahrscheinlich von der Optik blenden lassen und bin deshalb nicht beim Geldadel gelandet.

Also, ich hatte ziemlich attraktive Eltern. Auch meine Brüder waren hübsche Kinder. Sieht man sich Familienfotos aus den Siebziger Jahren an, so sieht das Ganze schon ziemlich zusammengecastet aus. Als ich nun da war, entdeckte mein Vater das, wofür er bei meinen Brüder noch nicht bereit gewesen war, nämlich Vater sein. Er machte Fotos von jedem Pups den ich von mir gab, von jeder Grimasse, von jedem Outfit. So wie man das heutzutage kennt, wo manche Säuglinge schon eine eigene Facebook-Seite haben. Ich tat mich dadurch hervor, dass ich mir eine grosse Palette von Lauten aneignete noch bevor ich sprechen konnte und als ich anfing zu sprechen, lernte ich erstaunlich schnell Dinge nach ihrer Farbe zuzuordnen. Schön sehr klein konnte ich nicht nur die Grundfarben wie Rot, Blau und Geld, sondern auch Violett, Orange und Terrakotta.

Vielleicht sind die Vatergefühle bei meinem Papa auch so explodiert, weil ich ihm viel ähnlicher sah als meiner Mutter, ich hatte rotblondes Haar und grosse grüne Augen. Meine Mutter ist eher so der Zigeunertyp. Rabenschwarzes Haar und wenn sie einmal durch den Schatten läuft, hat sie danach den Teint einer Kakaobohne. Wenn wir in Griechenland oder Italien urlaubten, wurde sie stets für eine Einheimische gehalten. Ich war bleich, wie er. Mit seinem roten Schnurrbart. Ein Frauentyp.

Letztens war mein Vater beim Arzt und seine Werte checken zu lassen. Er geht da immer zu so einem russischen Arzt, wo lauter rassige Russinnen arbeiten. Mein Vater liebt schöne Frauen. Kann man es ihm übel nehmen?

Nur wenn man meine Mutter und seit fast 50 Jahren mit ihm verheiratet ist.

Da war eine schöne Sprechstundenhilfe, die hat seinen Blutdruck gemessen und der war irre hoch, worauf der Arzt meinte: „Herr Hoffmann, das ist ein bisschen bedenklich, da müssen wir einen 24-Stunden-EKG machen!“

Welcher vollkommen in Ordnung war. Die Dame hatte ihm das Blut schwellen lassen.

So ist mein Vater.

Ich komme eher nach ihm.

 

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